Bedrohte Süsswasserfische des Biodiversitäts-Hotspots Mittelmeerraum
Verbreitung, Aussterberisiko und die Auswirkungen der Wasserkraft
Der Biodiversitäts-Hotspot Mittelmeerraum gehört zu den biologisch vielfältigsten Regionen weltweit und ist für seinen Reichtum an endemischen Süßwasserarten bekannt. Doch die Seen, Flüsse und Feuchtgebiete des Hotspots sind durch einen beispiellosen Wasserkraft-Boom stark bedroht. Fischexperte Jörg Freyhof und seine Co-Autoren untersuchten 251 gefährdete Süßwasser-Fischarten und deren Bestandssituation in Flüssen rund um das Mittelmeer sowie den Einfluss von bestehenden und geplanten Wasserkraftwerken auf ihren Bestand. Die Studie zeigt, dass 179 Fischarten weiter Richtung Aussterben gedrückt werden, sollten alle geplanten Anlagen gebaut werden. Für weitere sieben Arten gäbe es sicher keine Rettung mehr, sie dürften global aussterben. Die größte Bedrohung geht dabei von Kleinwasserkraftwerken aus. Allein 163 Fischarten sind durch bestehende und geplante Wasserkraftwerke unter 10 MW Leistung vom Aussterben bedroht.
Die Studie wurde von den Naturschutzorganisationen EuroNatur und Riverwatch, sowie Wetlands International Europe, GEOTA und WWF Adria in Auftrag gegeben.
Studie: Threatened Freshwater Fishes of the Mediterranean Basin Biodiversity Hotspot
Presseaussendung: Fischarten im Mittelmeerraum durch Wasserkraftboom gefährdet
Flüsse und Dämme im Mittelmeerraum
Diese Studie ist der erste umfassende Versuch, mithilfe einer auf europäischen Standards basierenden Methodik einen umfassenden Überblick über Wasserkraftwerke und Flüsse im erweiterten Mittelmeerraum zu geben. Die Studie analysiert und bewertet den hydromorphologische Zustand von 66.791 Flusskilometern und integriert die Ergebnisse mit Daten zu Schutzgebieten und wichtigen Biodiversitätsgebieten gemäß IUCN. 23% der Flüsse sind in nahezu natürlichem Zustand, 27% in leicht verändertem Zustand, 28% sind mäßig verändert und die restlichen 22% sind entweder stark oder stark verändert. Dies ist nicht überraschend, da in der Region 11.864 Wasserkraftwerke registriert wurden, von denen 5.269 bereits in Betrieb sind. Weitere 6.393 sind in der Planungsphase und 202 befinden sich derzeit im Bau. Von den neu geplanten HPPs befinden sich 31% in Schutzgebieten.
Diese Studie wurde von GEOTA in Zusammenarbeit mit EuroNatur, RiverWatch, WWF Adria, Wetlands International Europe in Auftrag gegeben und von FLUVIUS erstellt.
Gesamtstudie: Rivers and Dams in the wider Mediterranean Basin
Zusammenfassung: Rivers and Dams in the wider Mediterranean Basin
Beitrag zum Wissen über die biologische Vielfalt im Aoos-Flussbecken
Die vorliegende Biodiversitätsstudie wurde auf der griechischen Strecke des Flusses Aoos-Vjosa durchgeführt. Sie konzentriert sich auf Wasserinnsekten (Odonata), sowie auf grosse Säugetiere, die entweder direkt mit den Flussökosystemen in Verbindung stehen (Fischotter) oder indirekt (Fleischfresser und Huftiere). Die Ergebnisse der Studie beweisen die grosse biologische Bedeutung des ungeschützten Teils des Aoos-Beckens für die Erhaltung der in dieser Studie beschriebenen Arten. Die wissenschaftlichen Beweise unterstreichen die entscheidende Notwendigkeit, das Schutzgebiet in Griechenland in Richtung der griechisch-albanischen Grenze zu erweitern, die Notwendigkeit des Schutzes des Flusses vor zukünftigen Wasserkraftwerken und, mehr noch, die Notwendigkeit der Einrichtung eines grenzüberschreitenden Wildfluss-Nationalparks - Vjosa/Aoos. Im Auftrag von Pindos Perivallontiki
Studie: Contribution to biodiversity knowledge of the Aoos river basin
Erneuerbare Energiequellen im Aoos-Becken
Diese Studie zeit, dass der weitere Ausbau von Wasserkraft in Griechenland und insbesondere im Flusseinzugsgebiet des Aoos eine Strategie ist, die fatale Auswirkungen auf die Natur hat. Darüber hinaus weitere Wasserkraftwerke nicht notwendig, um die RES (Erneuerbare Energiequellen) Entwicklungsziele des Landes zu erreichen. Diese Studie, beauftragt von Pindos Perivallontiki beinhaltet:
- Einen Überblick über die griechische Energiepolitik.
- Eine Bewertung der Rolle der Wasserkraft in der griechischen Energiepolitik und ihrer Auswirkungen auf das Aoos-Becken.
- Eine Präsentation alternativer RES Entwicklungsszenarien, die der Wasserkraft bei der Energieplanung keinen Vorrang einräumen, und einen Ausblick auf alternative Entwicklungen im Aoos-Becken.
Studie: Renewable energy sources in the Aoos basin
Europäische Wasserkraftinventur: Hydropower Pressure on European Rivers: The Story in Numbers
Die erste europaweite Bestandsaufnahme bestehender und geplanter Wasserkraftwerke zeigt den immensen Druck, unter dem die Flüsse des gesamten Kontinents stehen, trotz EU-Vorschriften die neuen Wasserkraftwerke eindämmen sollen. Zu den bisher schon bestehenden 21.387 Wasserkraftwerken sollen hauptsächlich in den Alpen und auf dem Balkan weitere 8.785 hinzukommen. Teils unberührte Flüsse – insbesondere auf dem Balkan – würden dadurch zerstört. 28% der geplanten Kraftwerke sind zudem in Schutzgebieten vorgesehen, der Großteil in Nationalparks und Natura 2000-Gebieten. Die Studie belegt auch einen alarmierenden Anstieg der Kleinwasserkraft (91%), die bei sehr geringer Energieausbeute große Schäden an der Natur anrichten.
Die Studie wurde von den Organisationen EuroNatur, Riverwatch, WWF und GEOTA in Auftrag gegeben. Ihre Ergebnisse zeigen das Versagen der Regierungen innerhalb und außerhalb der EU, Flüsse und die biologische Vielfalt zu schützen, und belegen die offensichtliche Missachtung der EU-Wasserschutzgesetze, insbesondere der Wasserrahmenrichtlinie.
Hydropower Pressure on European Rivers: The Story in Numbers – englische Gesamtstudie
Hydropower Pressure on European Rivers: The Story in Numbers – englische Zusammenfassung
Studie zu Wasserkraftsubventionen - Western Balkans hydropower: Who pays, who profits?
Kleinwasserkraftwerke erhalten in den Staaten des Westbalkans unverhältnismäßig hohe öffentliche Subventionen. Die Folgen sind große Umweltzerstörung sowie Profit für wohlhabende Geschäftsleute im Umfeld der Regierungen dieser Staaten. Der Beitrag zur Energieversorgung ist hingegen sehr gering. Dies sind die Kernergebnisse dieser Studie von CEE Bankwatch Network.
Angetrieben von großzügigen, staatlich gestützten Einspeisetarifen, die den EU-Leitlinien über Staatsbeihilfen für Umweltschutz und Energie widersprechen, vervierfachte sich die Zahl der Wasserkraftwerke mit weniger als 10 MW Leistung in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien zwischen 2009 und 2018 von 108 auf mindestens 488 Anlagen. Während die Entwicklung der Solar- und Windkraft im Schneckentempo verlief, flossen nicht weniger als 70% der Beihilfen für die erneuerbare Energie in dieser Region an (Klein)Wasserkraft. Trotz all dieser Unterstützung trägt die Wasserkraft nur zu 3,6% der gesamten Energieerzeugung bei.
Studie: Western Balkans hydropower: Who pays, who profits?
Vjosa Sedimentstudie: Kaum Energie, kein Sand für den Strand
Über ein Jahr haben Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur Wien den Sedimenttransport der Vjosa untersucht und zwar für unterschiedliche Hochwasser- und Niedrigwasserphasen. Sie haben gemessen, wieviel Kies, Sand und Feinsediment die Vjosa transportiert und daraus die jährlichen Sedimentfrachten des Flusses berechnet. Aus diesen Ergebnissen haben die Forscher abgeleitet, welche Folgen es hätte, wenn die Sedimente in den geplanten Wasserkraftwerke Kalivac und Pocem zurückgehalten würde und zwar in Bezug auf die Energieerzeugung, die betroffenen Ökosysteme und die Adriaküste. Das Resümee der Wissenschaftler: Die geplanten Wasserkraftwerke an der Vjosa würden zu einer lose-lose-lose Situation führen:
- Hohe ökonomische Kosten infolge des enormen Sedimenteintrags in die Stauseen und der abnehmenden Energieerzeugung,
- Ökologische Degradation eines einzigartigen Flusssystems,
- Langfristige negative Konsequenzen für die Strände und damit für den Tourismus der Region.
Studie: Measuring of sediment transport and morphodynamics at the Vjosa river/Albania
Infografik Jährliche Sedimentfrachten / Infografik Verlust von Energiepotential / Infographic Vertiefung des Flussbetts / Infographic Küstenerosion
Presseaussendung: Neue Vjosa-Studie: Kaum Energie, kein Sand für den Strand
Rechtliches Toolkit "Practice your environmental rights – legal tools and mechanisms"
Das Toolkit bietet nationalen und internationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Aktivisten Anleitungen zur Anwendung ihrer Umweltrechte, wobei der Schutz von Flüssen vor zerstörerischen Wasserkraftprojekten im Vordergrund steht. Es wird erklärt, wie bestehende Umweltrechte in Entscheidungsprozessen auf nationaler und internationaler Ebene umgesetzt werden können. Hiermit wird auf die Aarhus-Konvention, die Berner Konvention und die Umwelt- und Sozialpolitik internationaler Finanzinstitutionen verwiesen, die finanzielle Unterstützung für Wasserkraftprojekte gewähren. Das Toolkit enthält auch eine Sammlung von Fallstudien, die aus den direkten Erfahrungen im Kampf für den Mavrovo Nationalparks abgeleitet wurden, sowie eine Auswahl von Aktionen und Maßnahmen, die als Ergänzung zu rechtlichen Verfahren verwendet werden können, um Unterstützung zu sammeln, die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten und Druck auf Entscheidungsträger auszuüben.
Rechtliches Toolkit: Practice your environmental rights – legal tools and mechanisms (ENGLISH)
Rechtliches Toolkit: Practice your environmental rights – legal tools and mechanisms (MACEDONIAN)
Öko-Masterplan für Balkanflüsse
Der Öko-Masterplan für Balkan-Flüsse ist eine umfassende Studie, die erstmals das Wissen über Artenvielfalt (Fische, Muscheln, Köcherfliegen), Intaktheit der Fließgewässer mit ihren Auen (Hydromorphologie) sowie die Lage von Schutzgebieten vereinigt. Insgesamt wurde dafür ein Fließgewässernetz von mehr als 80.000 Kilometer Länge nach diesen Kriterien wissenschaftlich bewertet. Das Resultat: Etwa 61.000 Flusskilometer davon (76 Prozent) sind ökologisch hochwertig und damit als Tabuzonen für Wasserkraftwerke ausgewiesen. Eine im Öko-Masterplan inkludierte Energiestudie ergab, dass die derzeit geplanten Kraftwerksprojekte auf den Balkan durch andere Energiequellen, wie allem von Solar- und Windanlagen, ersetzt werden könne.
All diese Informationen sind in Karten und Tabellen veranschaulicht. Der Öko-Masterplan ist ein geeignetes Instrument, die verheerenden Wasserkraftplanungen auf dem Balkaneinzudämmen, die Artenvielfalt und die Schönheit der Flusslandschaften zu erhalten, soziale Konflikte zu vermeiden und für Investoren die Planungssicherheit zu erhöhen
Visuelle Story-Map zum Öko-Masterplan
Studie: Eco-Masterplan for Balkan Rivers (Originalformat)
Studie: Eco-Masterplan for Balkan Rivers (A4-Format) - (Druckversion auf Anfrage via info@balkanrivers.net erhältlich)
Pressaussendung: Öko-Masterplan zeigt Wert der Balkanflüsse
Alternativen zu Wasserkraft auf dem Balkan
Die Balkanländer stehen vor einem Dilemma: Sie müssen die erneuerbaren Ziele der EU erfüllen und gleichzeitig die Umweltgesetze einhalten. Dies wirft die Frage auf: Kann der Anteil erneuerbarer Energien erhöht und die Balkanflüsse gleichzeitig am Leben gehalten werden? Wir haben den Energieexperten Dr. Jürgen Neubarth mit dieser Frage beauftragt, und seine Studie „Die Rolle der Wasserkraft in ausgewählten südosteuropäischen Ländern“ zeigt, dass dies möglich ist. Das Potenzial naturverträglicherer Energiequellen wie Wind und Sonne ist in den sonnengeküssten Balkanländern bis zu doppelt so hoch wie der aktuelle Strombedarf und übertrifft das Potenzial aus Wasserkraft um etwa das Fünffache! Somit besteht eigentlich keine Notwendigkeit für den Ausbau von Wasserkraft. Darüber hinaus würden die meisten Balkanländer ihre erneuerbaren Ziele nicht einmal dann erreichen, wenn alle wirtschaftlich realisierbaren Wasserkraftwerke gebaut würden, auch die in Schutzgebieten wie etwa in Nationalparks. Daher ist eine vollständige Umstellung der Energiepolitik erforderlich. Die Daten zeigen, dass dies möglich ist.
Studie: Die Rolle der Wasserkraft in ausgewählten südosteuropäischen Ländern
Sozioökonomische Kosten des Anreizsystems für Kleinwasserkraft in Bosnien und Herzegowina (BiH)
Subventionen und Einspeisetarifen für Wasserkraft - bezahlt aus unseren Stromrechnungen - haben zu einem Anstieg von Kleinwasserkraftprojekten geführt, die ohne diese Anreize gar nicht wirtschaftlich wären. Diese Projekte haben erhebliche soziale und ökologische Kosten. In dieser Analyse wurden die Vorteile von Konzessionsgebühren mit den Kosten für Anreize für kleine Wasserkraftwerke in BiH verglichen. Das Ergebnis beweist, dass das derzeitige Anreizsystem für die Erzeugung von elektrischer Energie aus Kleinwasserkraftwerken sozial und wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Im Gegenteil, es verursacht einen direkten sozialen Verlust von mehr als vier Millionen BAM (= über 2 Millionen Euro) pro Jahr. Die Studie empfiehlt, dass das derzeitige System der Konzessionsgebühren und Anreize für Kleinwasserkraftwerke erheblich geändert werden muss, um weitere soziale Verluste zu vermeiden.
Die Vjosa in Albanien - ein Flussökosystem von europäischer Bedeutung
Mehr als 60 Wissenschaftler aus Albanien, Österreich und Deutschland haben ihr Wissen über den Artenreichtum und die Ökologie der Vjosa zusammengetragen und auf 385 Seiten in diesem Band veröffentlicht. Die Vjosa in Albanien ist der letzte große Wildfluss Europas außerhalb Russlands, der über 260km Länge ohne nennenswerte technische Begrenzungen noch frei fließen darf. Daher kann die Vjosa als wertvolles Referenzsystem für zukünftige Renaturierungsprojekte dienen. Im restlichen Europa sind solche natürlichen Bedingungen längst verloren, und so auch das Wissen darüber, wie natürliche Flüsse aussehen und funktionieren. Erstaunlicherweise sind die Vjosa und ihre Nebenflüsse noch weitgehend unerforscht. Die Wissenschaftler aus den drei Ländern haben sich zusammengeschlossen, um das zu ändern, um Argumente zu sammeln für den Erhalt der Vjosa und gegen die Pläne der albanischen Regierung, an der Vjosa Wasserkraftwerke zu errichten.
Veröffentlicht im Acta ZooBot Austria
Publikation: Die Vjosa in Albanien - ein Flussökosystem von europäischer Bedeutung
Balkanflüsse – Gefährdete Fischarten: Verbreitung und Bedrohung durch den Ausbau von Wasserkraft
Diese Studie beweist, dass die Flüsse auf dem Balkan das Europas Fischparadies darstellen. Demnach leben in den Flüssen zwischen Slowenien und Griechenland 113 bedrohte und geschützte Fischarten und damit mehr als in jedem anderen Gebiet Europas. Die Autoren der Studie um Dr. Steven Weiss von der Universität Graz haben zudem die Folgen für die Fischfauna erhoben, falls die geplanten Wasserkraftwerke auf dem Balkan gebaut werden. Das Ergebnis ist erschreckend: bis zu 49 Süßwasser-Fischarten wären entweder vom Aussterben oder von einem Rückgang ihrer Balkan-Population von zwischen 50 und 100% bedroht. Davon wären elf endemische Arten vom Aussterben bedroht, sieben kritisch bedroht und die Anzahl der bedrohten Arten würde sich auf 24 verdoppeln. 68 von 69 endemischen Arten würden einen Verlust ihres Lebensraums von ca. 30 bis 100% einbüßen, was eine erhöhte Gefährdung der gesamten endemischen Fauna zur Folge hätte. Darüber hinaus würden vier wandernde Störarten ihr Rehabilitationpotential in der unteren Donau verlieren, würden hier weitere Dämme gebaut werden.
Balkanflüsse – Gefährdete Fischarten: Verbreitung und Bedrohung durch den Ausbau von Wasserkraft – Gesamtstudie
Online Fischdatenbank
Interaktive Verbreitungskarte
Finanzierung von Wasserkraftprojekten in Schutzgebieten in Südosteuropa: 2018 Update
Wie bereits die 2015 Bankwatch Studie Finanzierung von Wasserkraftprojekten in Schutzgebieten in Südosteuropa (siehe weiter unten) belegt, finanzieren multilaterale Entwicklungsbanken und Geschäftsbanken eine Welle von Wasserkraftprojekten über ganz Südosteuropa, die unberührte Flussjuwele in der Region zerstört – selbst in Naturschutzgebieten. Dieses 2018 Update zeigt, dass in Südosteuropa noch mehr Wasserkraftprojekte als bisher bekannt finanziert wurden. Für die Zerstörung verantwortliche Banken sind die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die EU-Hausbank Europäische Investitionsbank (EIB), die Weltbank, sowie die Geschäftsbanken Erste Bank (Österreich) und die Unicredit Bank (Italien)
Finanzierung von Wasserkraftprojekten in Schutzgebieten in Südosteuropa: 2018 Update - Gesamtstudie
Finanzierung von Wasserkraftprojekten in Schutzgebieten in Südosteuropa: 2018 Update - Datenbank
Broken Rivers - Auswirkungen von aus europäischen Mitteln finanzierten Kleinwasserkraftwerken auf unberührte Balkan-Landschaften
Im Rahmen der Rettet das Blaue Herz Europas Kampagne besuchte die NGO Bankwatch insgesamt acht kürzlich errichtete Kleinwasserkraftwerke in Albanien, Mazedonien und Kroatien. Alle wurden von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und der Europäische Investitionsbank (EIB) finanziert. Diese Projekte haben die Biodiversität dort massiv geschädigt. Verstärkte Maßnahmen zur Kontrolle und Restaurierung sind dringend notwendig. Alle Resultate veröffentlicht Bankwatch nun in diesem Report. Wenn Sie schon immer wissen wollten, ob bei Wasserkraftwerken ‘small’ tatsächlich ‘beautiful’ ist, finden Sie die tatsächliche Wahrheit in dieser Studie.
Wasserkraft am Balkan - Daten Update 2017
Alle zwei Jahre analysieren wir die Situation der Wasserkraftwerke am Balkan, aktualisieren die Daten zu den geplanten, im Bau befindlichen und bestehenden Kraftwerken für die gesamte Region und untersuchen wie viele dieser Projekte in Schutzgebieten liegen. Das jüngste 2017 Update macht das Ausmaß der Bedrohung für das Blaue Herz Europas sichtbar: Derzeit sind 2.796 Wasserkraftwerke geplant, 188 im Bau und 1.004 existieren bereits. Von den geplanten Anlagen liegen 1.031 (37%) Projekte in hochrangigen Naturschutzgebieten (davon 118 in Nationalparks, 547 in Natura 2000 Gebieten). Was das im Vergleich zu der letzten Erhebung von 2015 bedeutet, können Sie in der Zusammenfassung lesen.
Zusammenfassung der 2017 Daten
Sammlung aller Grafiken
Grafiken nach Ländern:
Albanien | Bosnien & Herzegowina | Mazedonien | Serbien |
Kosovo | Bulgarien | Slowenien | Kroatien |
Montenegro | Griechenland | Türkei |
Save Weißbuch – Der Fluss Save: Bedrohungen und Renaturierungspotential
Die Save ist einer der interessantesten und komplexesten Flüsse Europas. Entlang ihres Flusslaufs von 926 Kilometer durchfließt sie ein ganzes Spektrum an unterschiedlichen Lebensräumen. Gemeinsam mit ihren Zuflüssen bietet das Sava-Becken eines der besterhaltenen und vielfältigsten Flusssysteme Europas. Wie so viele andere europäische Flüsse steht auch die Save an einem Scheideweg: einerseits ist die Verbesserung des ökologischen Zustands von Gewässern ein klar definiertes Ziel der Europäischen Union. Anderseits sollen auch Hochwasserschutz, Freizeitnutzung und Transportkapazitäten, etc. erhöht werden. Darüber hinaus gefährdet der Ausbau von Wasserkraft und Schifffahrt sowie Kiesentnahme den Fluss noch weiter.
In welche Richtung geht es mit der Sava? Diese Frage haben wir uns im Rahmen der „Rettet das Blaue Herz Europas“ gefragt. Unsere Antwort ist dieses Weißbuch. Es soll als umfassenden Überblick auf die Situation der Save dienen. Was dieses Weißbuch jedoch besonders macht ist, dass es die erste Studie ist, die Empfehlungen für flächenspezifischen natürlichen Hochwasserschutz und Flussnaturierungsprojekte bietet. Sprich: es zeigt wo ehemalige Augengebiete wieder natürlich überflutet werden könnten und in welchen Abschnitten dem Sava Flussbett wieder mehr Platz gegeben werden kann.
Save Weißbuch – englische Gesamtstudie
Save Weißbuch – Kartenatlas
Save Weißbuch – Kroatische Zusammenfassung
Finanzierung von Wasserkraftprojekten in Schutzgebieten in Südosteuropa
Südosteuropa ist zurzeit das Ziel einer Welle an Wasserkraftprojekten. In einer Region mit einer tötlichen Kombination von Europas letzten Wildflüssen einerseits und ungezügelter Korruption sowie mangelndem Naturschutz andererseits, ist das Schadenspotenzial enorm. Eine diesjährige Studie von Dr. U. Schwarz (siehe Studie "Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan" weiter unten) hat ergeben, dass fast die Hälfte der Projekte in Naturschutzgebieten geplant ist. Diese Studie will aufzeigen wer die Hauptakteure hinter der Finanzierung der Wasserkraftprojekte in der Region (sowohl innerhalb als auch außerhalb von Naturschutzgebieten) sind - soweit angesichts der Verschwiegenheit des Finanzsektors möglich. Die ausführliche Analyse zeigt, dass multilaterale Entwicklungsbanken eine zentrale Rolle spielen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Internationale Finanz-Corporation der Weltbank (IFC) haben Kredite über insgesamt EUR 818 Mio für nicht weniger als 75 Wasserkraftprojekte vergeben - 30 davon mit Auswirkungen auf Schutzgebiete wie Nationalparks, Natura 2000 Gebiete, und Ramsar Gebiete.
!!! Update Januar 2017 !!!
Die EBRD hat laut eigener Angaben die Finanzierung von 4 kleinen Wasserkraftwerken in Mazedonien gestrichen: Zrnovska reka 1, Zrnovska reka 2, Estericka reka, Kadina reka. Darüber hinaus hat die Bank auch die Finanzierung für das 68 MW Boskov Most Kraftwerk im Mavrovo Nationalpark (Mazedonien) zurückgezogen. Betreffend des Ternove Kleinkraftwerks in Albanien hat die EBRD angegeben auf Basis eines Briefes betroffener Anrainer eine Vor-Ort-Untersuchung durchgeführt zu haben. Laut der Bank wurde nichts gefunden, das die Sorgen der Anrainer begründen würde. Bankwatch wird die Angelegenheit weiterhin beobachten.
Wasserkraftprojekte auf dem Balkan – Update 2015
In einer Folgestudie der ursprünglichen Studie "Gewässermorphologie und Staudammplanungen" von 2012 (U. Schwarz) wurden nun auch Kleinwasserkraftwerke berücksichtigt. In der Studie von 2012 wurden ursprünglich nur Wasserkraftwerke über 1 MW dokumentiert. In diesem Update wurden nun insgesamt 2.683 geplante Wasserkraftprojekte auf der Balkanhalbinsel registriert. Zusätzlich konnten 714 bereits bestehende Kraftwerke in der Region verzeichnet werden. Die 2.683 geplanten Projekte sind basierend auf den vier Größenkategorien wie folgt verteilt: 68 sehr große Projekte (> 50 MW), 178 große Projekte (10-50 MW), 867 mittlere Projekte (1-<10 MW) and 1,570 Kleinprojekte (0.1-< 1 MW).
Hydropower Projects on the Balkan Rivers – Update - englische Gesamtstudie
Karten:
Gesamtregion | Slowenien | Kroatien | Bosnien & Herzegowina |
Serbien | Montenegro | Kosovo | Albanien |
Mazedonien | Bulgarien | Griechenland | Türkei |
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan
Diese Studie untersucht Wasserkraftprojekte auf dem Balkan, die in Naturschutzgebieten geplant sind. Insgesamt wurden 1.640 geplante Wasserkraftwerke auf Basis eines detaillierten und kategorisierten Netzwerks an Naturschutzgebieten untersucht. 535 Projekte oder 32% sind in strengen Schutzgebieten geplant. Weitere 282 Wasserkraftwerke (17%) sollen in anderen Schutzgebieten mit schwächeren Schutzstatus gebaut werden. Insgesamt fallen 817 oder 49% aller geplanten Wasserkraftwerke in Schutzgebiete. Dies weist darauf hin, dass diese Vorgehensweise eher die Regel als die Ausnahme ist und Schutzgebiete unter hohem Druck durch den Ausbau von Wasserkraft stehen.
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan – englische Gesamtstudie
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - deutsche Zusammenfassung
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - englische Zusammenfassung
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - slowenische Zusammenfassung
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - kroatische Zusammenfassung
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - albanische Zusammenfassung
Wasserkraftprojekte in Naturschutzgebiete auf dem Balkan - mazedonische Zusammenfassung
Karten:
Wasserkraftprojekte in allen Schutzgebieten - KARTE
Wasserkraftprojekte in Nationalparks - KARTE
Wasserkraftprojekte in Ramsar/Biospährenreservate/UNESCO Welterbestätte Natur - KARTE
Wasserkraftprojekte in Natura2000 - KARTE
Wasserkraftprojekte in nationalen Schutzgebieten und EMERALD - KARTE
Wasserkraftprojekte in anderen Schutzgebieten - KARTE
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan
Aktuelle Verbreitung und künftige Auswirkungen durch den Ausbau von Wasserkraft
Der Huchen ist einer der bekanntesten und beeindrucktesten Flussfische Europas. Er gilt als eine empfindliche Indikatorart für einige der ökologisch wertvollsten Flüsse im Einzugsgebiet der Donau. Einst war diese bis zu 1,8 Meter große Art beinahe über den gesamten Donauraum verbreitet. Seit dem späten 19. Jahrhundert sind die Huchenbestände um zwei Drittel zurückgegangen. Die verbliebenen Populationen sind nun vor allem durch den Bau neuer Wasserkraftwerke gefährdet. Über das Kerngebiet ihrer aktuellen Verbreitung – die Flüsse des Balkans – war bislang wenig bekannt.
Im Rahmen der "Rettet das Blaue Herz Europas" Kampagne, haben 18 Wissenschaftler aus 7 Ländern erstmals flächendeckend erhoben, wo zwischen Slowenien und Montenegro noch Huchen vorkommen. Das Ergebnis zeigt klar: Die Balkanflüsse sind das letzte große Kerngebiet dieser Art. In 43 Flüssen wurden auf einer Strecke von insgesamt 1.842 Kilometern überlebensfähige Huchenpopulationen nachgewiesen. Das entspricht 65% aller bekannten Huchenflüsse weltweit. 93 Kraftwerke sind jedoch in Flussabschnitten mit überlebensfähigen Huchenpopulationen geplant . Werden diese Pläne realisiert muss mit einem Populationsverlust von 70% gerechnet werden.
The Huchen Hucho hucho in the Balkan region - englische Gesamtstudie
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan - deutsche Zusammenfassung
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan - englische Zusammenfassung
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan - slowenische Zusammenfassung
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan - kroatische Zusammenfassung
Der Huchen Hucho hucho auf dem Balkan - Karten jpg map 1 jpg map 2
Verträglichkeit der Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark mit EU-Recht
Das Ökobüro – eine Allianz der österreichischen Umweltbewegung – hat die Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark auf ihre Verträglichkeit mit EU Gesetzgebung und Richtlinien geprüft. Der Report der Rechtsexperten ergab, dass die Projekte im hohen Maße gegen EU-Recht verstoßen. Besonders kritisch ist das Fehlen wichtiger Umweltdaten, was zu falschen und irreführender Ergebnisse in der Umweltprüfung führt. Außerdem hätte vor Einleitung des Genehmigungsverfahrens die Gesamtwirkung mehrerer geplanter Projekte im Nationalpark (insgesamt 22 Wasserkraftanlagens!) berücksichtigt werden müssen. Dies ist nicht passiert. Hier der Bericht: Nature destruction under the guise of energy security? Analysing EU law compliance of HPP Plans in Mavrovo NP in Macedonia
Gewässermorphologie und Staudammplanungen
In Vorbereitung auf die Kampagne haben wir die Grundlagen erhoben: wir haben 35.000 Flusskilometer auf ihre Gewässermorphologie (strukturelle Intaktheit des Flusses) untersucht. Das Ergebnis ist bestechend: 30 Prozent der Balkanflüsse sind in einem natürlichen Zustand, weitere 50 Prozent sind nur gering bis mäßig verändert. Das heißt, fast 80 Prozent von 35.000 Kilometern Fließgewässer sind in einem sehr guten bis akzeptablen Zustand. Das ist Höchstwert in Europa.
Auch zu geplanten Staudammprojekten im Balkan wurde eine umfassende Recherche durchgeführt.
Hier finden Sie die Studie zur Gewässermorphologie und Staudammplanung:
Balkan River Assessment Executive Summary
Balkan River Assessment
Balkan River Assessment River Catalogue
Auch Länder Specials wurden angefertigt:
Slovenia | Croatia | Bosnia & Herzegovina | Serbia |
Montenegro | Kosovo | Albania | Macedonia |
Bulgaria | Greece | Turkey |
Balkan Fische und Weichtiere
Die Arche Noah Europas ist der Balkan. Was die Fliegenfischer Europas schon lange wußten, ist nun auch wissenschaftlich erwiesen: der Balkan ist für bedrohte Fischarten das wichtigste Gebiet Europas. Das gilt ebenso für die Süßwassermuscheln und Süßwasserschnecken.
Der renommierte Fischexperte Dr. Jörg Freyhof hat in seiner Studie die Bedeutung der Balkanflüsse für die europäische Fauna nachgewiesen. 69 Fischarten kommen ausschließlich hier vor. 28% aller bedrohten Fischarten des Süßwassers leben in diesen Flüssen. Noch gravierender ist das Verhältnis bei den Weichtieren: im Adernetz des Balkans leben über 40% der gefährdeten Weichtierarten Europas.
Und noch eines wird klar gestellt: werden die Staudämme wie geplant umgesetzt, bedeutet das das Ende der Vielfalt unter Wasser. 75% aller Fischarten und 70% der Muscheln und Schnecken würden mit den durch die neuen Dämmen veränderten Lebensraum nicht zurecht kommen und entweder aussterben oder drastisch im Bestand zurückgehen.