++ Vertreter der Berner Konvention unterstreichen Naturschutzwert des Flusses ++ Die albanische Regierung unterschreibt dennoch den Konzessionsvertrag für das Wasserkraftwerk Kalivac ++
Vertreter der Berner Konvention haben die Vjosa besucht und sich vor Ort ein Bild davon gemacht, inwiefern die Pläne zum Ausbau der Wasserkraftnutzung die Ziele der Berner Konvention gefährden. Die Berner Konvention ist eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen zum Schutz der Biodiversität in Europa. Auch Albanien hat die Konvention unterzeichnet. Begleitet wurde die Exkursion von einem unabhängigen Experten. Im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ hatten wir die Konvention wiederholt auf die akute Bedrohung der Vjosa durch Wasserkraftwerke aufmerksam gemacht. Betroffen wären auch Arten und Lebensräume, die unter dem Schutz der Berner Konvention stehen – wie etwa die Narta-Lagune nahe der Mündung der Vjosa in die Adria.
Bei dem Lokalaugenschein in der vergangenen Woche unterstrich Iva Obretenova vom Sekretariat der Berner Konvention einmal mehr die Besonderheit der Vjosa:„Wissenschaftliche Analysen und Aussagen der lokalen Bevölkerung weisen darauf hin, dass das Flusssystem der Vjosa eine ausgesprochen hohe Biodiversität aufweist und es dort einzigartige Lebensräume und Ökosysteme von europäischer Bedeutung gibt. Die albanischen Behörden sollten für eine gründliche Untersuchung des Gebietes sorgen. Einige Flussabschnitte dürften Kandidaten für das europäische Emerald-Netzwerk sein.“ Emerald-Gebiete werden der Berner Konvention von den Ländern vorgeschlagen und können den gleichen Schutzstatus erreichen wie Natura 2000-Gebiete in EU-Ländern.
Derzeit zeigt sich die albanische Regierung allerdings unbeeindruckt von ihren Verpflichtungen, das europäische Naturerbe zu bewahren: Zeitgleich mit dem Termin des Lokalaugenscheins der Berner Konvention wurde nach uns vorliegenden Informationen der Konzessionsvertrag für das Wasserkraftwerk „Kalivac“ unterzeichnet – ohne, dass die dazu notwendige Umweltgenehmigung vorläge. Es handelt sich um dieselbe türkische Firma, die auch die Baugenehmigung für das inzwischen vom albanischen Verwaltungsgericht gestoppte Wasserkraftwerk „Pocem“ erhalten hatte. Beide Wasserkraftwerke sind am Unterlauf der Vjosa geplant und würden einen besonders wertvollen Abschnitt des Flusses zerstören.
„Dieser Schritt ist ein Schlag ins Gesicht der Berner Konvention“, kommentiert Theresa Schiller, die bei EuroNatur die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ koordiniert. „Glücklicherweise nimmt die Berner Konvention die Lage an der Vjosa ernst. Jetzt gilt es, die Gelegenheit zu nutzen: Die Berner Konvention muss der albanischen Regierung dringend die klare Empfehlung aussprechen, dieses einmalige europäische Naturerbe dauerhaft zu schützen, bevor es zu spät ist“, sagt Theresa Schiller.