Gemeinsame Presseinformation von Riverwatch, EuroNatur, Center for Environment und Koalicija za Sanu
++ Das österreichisch-deutsche Energieunternehmen baut an der Sana ein Wasserkraftwerk und gefährdet damit global bedrohte Fischart ++ NGOs und Wissenschaftler protestieren ++
Banja Luka, Wien, Radolfzell, 27.11.2015. Das Energieunternehmen Kelag ist gerade dabei, einen der für den bedrohten Huchen (Hucho hucho) bedeutendsten Flussabschnitte in Europa zu zerstören. Darauf machten heute im Rahmen der internationalen Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" Naturschützer und Wissenschaftler in Banja Luka aufmerksam. Am Oberlauf der Sana in Bosnien-Herzegowina baut das Unternehmen derzeit das Wasserkraftwerk "Medna" und flussabwärts sind weitere Dämme geplant. Der Fluss Sana ist für diese global bedrohte Fischart nach Einschätzung von Wissenschaftlern einer der sechs wichtigsten Flüsse in Europa. "Die Sana bildet zusammen mit wenigen anderen Flüssen das Rückgrat der Huchenbestände in Europa. Diese Flüsse müssen unbedingt frei von Wasserkraftwerken bleiben", so Belma Kalamujić, von der Universität Sarajevo. Die Huchenexpertin hatte gemeinsam mit zahlreichen anderen Wissenschaftlern wegen des Medna Projekts einen Protestbrief an die Regierung des Landes sowie an die EU-Kommission gerichtet.
Seit Jahren kämpfen Naturschutzgruppen aus Bosnien-Herzegowina zusammen mit Anwohnern gegen die Zerstörung der Sana. "Nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch aus wirtschaftlichen. Fliegenfischer aus der ganzen Welt kommen hierher, um Forellen, Äschen und v.a. den Huchen in unberührter Natur zu fangen. Davon profitieren die Anwohner ohne die Landschaft zu zerstören" so Nataša Crnković von der NGO Center for Environment. Damit wäre es vorbei, wenn die Kraftwerke gebaut werden.
Der Huchen ist einer der bekanntesten und beeindruckendsten Flussfische Europas. Er war 2015 in Deutschland und 2012 in Österreich der "Fisch des Jahres". Er kann mehr als 1,5 Meter lang werden und kommt weltweit ausschließlich im Einzugsgebiet der Donau vor. Er braucht rasch fließende, kühle, schotterreiche Flüsse. Während die Art in Deutschland, Österreich und einigen anderen Ländern nur noch in geringen Beständen vorkommt, existieren in den Flüssen des Balkans die letzten größeren Populationen der Huchen. Doch wie Untersuchungen zum Huchen im Rahmen der Kampagne "Rettet das Blaue Herz Europas" ergaben, sind auf dem Balkan 93 Wasserkraftwerke in Huchenstrecken geplant. Und das, obwohl Huchenpopulationen in Flüssen mit Wasserkraftwerken nicht überleben können. Das Projekt Medna ist das erste im Bau.
Die Eigentümer der Kelag (Kärntner Elektrizitäts-Aktien Gesellschaft) sind neben dem Bundesland Kärnten der österreichische Verbundkonzern sowie die deutsche RWE (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG). An der Sana baut die Kelag unter dem Firmennamen "Interenergo" mit Sitz in Ljubljana/Slowenien. Die Interenergo ist zu 100 Prozent im Eigentum der Kelag. Slowenien hat bislang 1,1 Mio Euro in den Schutz seiner Huchenbestände investiert.
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Hier unsere Aussendung auf Bosnisch auf der Website des Center for Environment
Rückfragen:
Ulrich Eichelmann – Riverwatch: ulrich.eichelmann@riverwatch.eu +43 676 6621512
Katharina Grund – EuroNatur: katharina.grund@euronatur.org + 49 7732 92 72-10
Nataša Crnković – Center for Environment: natasa.crnkovic@czzs.org +387 65 604 438
Goran Krivić – Koalicija za Sanu: gorankrivic@gmail.com + 387 65 690 972