Rüge für Albanien: Berner Konvention fordert albanische Regierung erneut auf, Wasserkraftprojekte an der Vjosa auszusetzen

Die Berner Konvention und Leonardo DiCaprio sind besorgt über den Fluss Vjosa. Wird die albanische Regierung endlich einlenken?  © Ulrich Eichelmann

Der Ständige Ausschuss der Berner Konvention hat beschlossen, das Verfahren gegen die albanische Regierung in Bezug auf die Wasserkraftwerke Pocem und Kalivac (HPP), die am Fluss Vjosa gebaut werden sollen, offen zu halten. Alarmiert ist der Ausschuss auch über den Ausbau der Wasserkraft in Nordmazedonien.

Während der jährlichen Sitzung des Ständigen Ausschusses in Straßburg (3.-6. Dezember) forderte der Ausschuss die albanischen Behörden erneut auf, alle Arbeiten an beiden Wasserkraftprojekten - Kalivac und Pocem - auszusetzen, bis eine strategische Umweltverträglichkeitsprüfung und Studien zu den sozialen Auswirkungen erstellt wurden. Die Vjosa ist der letzte unverbaute Wildfluss in Europa (außerhalb Russlands). Bis heute fließt sie ohne künstliches Hindernis vom griechischen Pindos-Gebirge in die albanische Adria.

Bereits im Jahr 2018, als der Fall Vjosa vor der Berner Konvention eröffnet wurde, forderte der Ausschuss die Einstellung weiterer Planungsverfahren, doch die albanischen Behörden ignorierten die Forderung. In diesem Jahr nahm der Ausschuss mit Besorgnis Kenntnis von Plänen, die Schutzgebietsgrenzen im Bereich Vjosa-Narta (Vjosa-Mündung) zu verändern. Die Narta-Lagune ist ein potenzielles Emerald-Schutzgebiet.

Vertreter albanischer Behörden waren nicht anwesend, dafür jedoch die beiden Flussschützer Olsi Nika von der NGO EcoAlbania und Ulrich Eichelmann, Koordinator der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“. „Es ist ein positives Signal, dass die Botschaft der Berner Konvention gegenüber der albanischen Regierung klar und deutlich ist: Albanien bricht die Konvention, wenn sie diese Pläne umsetzen. Jetzt ist es an der albanischen Regierung, diesen Ratschlägen Folge zu leisten“, sagt Ulrich Eichelmann von Riverwatch.

Auch der Fall bezüglich der Entwicklung der Wasserkraft im Mavrovo-Nationalpark in Nordmazedonien bleibt offen. Zwei große Wasserkraftprojekte wurden dort bereits durch den Protest der Berner Konvention gestoppt. Trotzdem sind im Nationalpark noch einige kleinere Kraftwerke in Planung.

Nichtregierungsorganisationen sind sehr besorgt über die neue Energiestrategie des Landes, die derzeit öffentlich konsultiert wird und 230 MW installierte Leistung in Kleinwasserkraftwerken vorschlägt. Das entspricht etwa 50 Projekten, unter anderem im Gebiet des Mavrovo Nationalparks, aber auch in anderen möglichen Gebieten des Emerald-Netzwerks. Eine Expertenmission der Berner Konvention in die Region ist für 2020 geplant.